Oberlin Lebenswelten  |  Pressemitteilung

Oberlinhaus beruft Expertenkommission

Nach den Tötungsdelikten im Thusnelda-von-Saldern-Haus beruft das Oberlinhaus eine hochrangige Expertenkommission. Diese Kommission soll einen Analyseprozess anstoßen und grundsätzliche Standards in Wohneinrichtungen für Menschen mit Behinderungen untersuchen.

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„Wir sind im Zusammenhang mit der Tat und mit dem Gerichtsprozess mit grundsätzlichen Fragen und Problemen innerhalb der Eingliederungshilfe konfrontiert worden, die wir allein nicht lösen können“, so Dr. Matthias Fichtmüller, Theologischer Vorstand im Oberlinhaus. Tatsächlich hat das Oberlinhaus die geforderten Rahmenbedingungen stets erbracht – was auch von unabhängigen Aufsichtsgremien bescheinigt wurde. „Trotzdem muss sich etwas ändern – nicht nur im Oberlinhaus, sondern im gesamten System der Eingliederungshilfe, für das das Oberlinhaus beispielhaft steht“, so Dr. Fichtmüller weiter. Der Gerichtsprozess berührte Fragen, die insbesondere auch in der Corona-Pandemie dringend beantwortet werden müssen: Wie können die Arbeitsbedingungen in der Assistenz von Menschen mit Behinderung verbessert werden? Welche Strategien werden entwickelt, um das Berufsbild des Heilerziehungspflegers aufzuwerten und dem Fachkräftemangel zu begegnen?

Ausgehend von der UN-Behindertenrechtskonvention sollen Teilhabe und Inklusion von Menschen mit Behinderung in die Gesellschaft ermöglicht werden. Doch zugleich sollen die Kosten mit dem Bundesteilhabegesetz (BTHG) sogar begrenzt werden. Zudem betrifft der Umgang mit Menschen mit Behinderung viele Verantwortliche: Träger, Land, Justiz, soziale Dienste, Kostenträger. All dies gilt es zu bedenken, um die Situation für Menschen vornehmlich mit schwersten Behinderungen und die Arbeitsbedingungen in den Teilhabe- und Inklusionsdiensten zu verbessern.   

Die Mitglieder der Kommission sollen Anfang Februar benannt werden, darunter Fachleute mit bundesweitem Ruf aus den Bereichen Teilhabe und Inklusion, Pflege, Recht, Management und Politik. Beleuchtet werden soll vor allem der bundesweit bestehende Handlungsbedarf, z.B. welcher Personalschlüssel tatsächlich anzusetzen wäre, um die Betreuungssituation von Menschen mit schweren Behinderungen in Wohneinrichtungen zu verbessern. Auch wäre zu prüfen, das Schulgeld und andere Ausbildungsgebühren in der Heilerziehungspflege abzuschaffen und Auszubildenden einen gesetzlichen Anspruch auf angemessene Ausbildungsvergütung zu garantieren. Ende August soll die Kommission Bericht erstatten. „Wir haben es hier mit einer gesamtgesellschaftlichen Herausforderung zu tun. Im besten Falle ist die Arbeit der Kommission wegweisend und kann in die Politik eingespeist werden. Wir wollen aber zumindest Impulse setzen und eine Diskussion anschieben“, so Dr. Fichtmüller.

Gleichzeitig richtet das Oberlinhaus den Blick auch nach innen. So wurde unter anderem ein externer Dienstleister mit einer anonymisierten Mitarbeiterbefragung beauftragt, deren Auswertung für das dritte Quartal geplant ist. „Dabei geht es um die Beurteilung der Führungskräfte und um die Themen Wertschätzung und Hilfen am Arbeitsplatz. Für das Jahr darauf ist eine Befragung der Bewoher:innen und ihren Angehörigen geplant“, so Tina Mäueler, Bereichsleiterin Wohnen der Oberlin Lebenswelten.

Pressestelle Oberlinhaus